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Der Gefühlszustand des Künstlers

Hat der Gefühlszustand des Künstlers Einfluss auf das Endresultat seines Werkes? Ich würde dies mit ja beantworten. Der Gefühlszustand des Menschen ist schwankend und hängt von dem Moment, den Umständen und auch von den Empfindungen ab, die von allem, was ihn umgibt, ausgelöst werden und den ihm inhärenten Gefühlen, seien sie momentan oder tief verankert.

Dieser, von all den Empfindungen, die der Künstler beim Angehen seiner Arbeit bewusst oder unbewusst wahrnimmt, verinnerlicht und sich zu eigen macht, gebildete “Einfluss“ macht keinen Unterschied zwischen den verschiedenen Themen des auszuführenden Werkes.

Damit meine ich, dass, wenn der Künstler (in meinem Fall der Maler) in eine Thematik versunken ist... wie etwa Afrika (dieser Kontinent, in dem so schreckliche Gräueltaten geschehen) und der Künstler während dieser Etappe, um den Druck abzulegen, den diese auf die Leinwand gebannten Bilder auf ihn auslösen, beschließt einige “entspanntere“ oder gar romantische Werke zu schaffen, werden diese zwischendurch eingeschobenen Werke auch immer schmerzlich sein, ebenso wie das Thema, das seinen Geist beschäftigt hat und immer noch beschäftigt, und das ihn noch so lange beschäftigen wird, bis er das Thema, dem er sich in Körper und Geist hingegeben hat, abgeschlossen hat; und er wird nicht ruhen, bis sich alle Gemälde, die er schon im Geiste gemalt hat, auf der Leinwand materialisiert haben.

Ich beende diese Überlegungen, wie ich sie begonnen habe: Der Gefühlszustand des Künstlers beeinflusst, selbst wenn es unbewusst geschieht, das Endresultat des Werkes. 



Jorge Rando, Hamburg, September 2010